Verleihung des Hermann-Billing-Preises 2022

 

Anlässlich der Verleihung des Hermann-Billing-Preises 2022 für herausragende Dissertationen findet am Mittwoch, 18. Mai 2022, um 18:00 Uhr ein öffentlicher Festakt im Egon-Eiermann-Hörsaal der Fakultät für Architektur am KIT statt. Mit dem durch den „CFC Hermann-Billing-Preis e.V.“ gestifteten Preis werden ausgezeichnet:

Herr Dr. Martin Berchtold
für seine Dissertation: Sich ein Bild machen – Die Rolle von GIS als Werkzeug bei Aufgaben in Räumen mit unklarer Problemlage

Mit Geographischen Informationssystemen (GIS) lassen sich Daten mit einer Vielzahl von Analyse- und Darstellungstechniken raumbasiert verarbeiten und visualisieren. Raum- und Stadtplaner nutzen die Möglichkeiten dieses „bildgebenden Werkzeugs“ jedoch noch sehr begrenzt bei ihren Problemlösungsprozessen und haben bisher entsprechend wenig adäquate planerische Herangehensweisen entwickelt. Wollen Planer jedoch an diesem Punkt substanziell weiterkommen, bedarf es zwingend einer eigenen planerischen Auseinandersetzung mit dem Werkzeug GIS. Die vorliegende Arbeit untersucht anhand dreier Fallstudien in Räumen mit unklarer Problemlage und unterschiedlichen Aufgaben-, Maßstabs- und Verfahrenskontexten die Rolle eines planerisch angewendeten GIS, um daraus ein Grundgerüst planerischer Arbeitsweisen mit GIS zu entwickeln, und spezifische Anwendungsbedingungen und geeignete Einsatzbereiche des Werkzeugs abzuleiten.
Anhand der in 35 Planungsbausteine zerlegten Experimente Kernstadt Mannheim, Pfinztal 2030 und Metrobild Zürich werden Fragestellungen, Abläufe, Datenquellen und -verwendung, planerische Herangehensweisen und erzielte Ergebnisse untersucht, sowie ermittelt, welche Mehrwerte und Schwierigkeiten dabei auftreten und an welchen Stellen im Planungsprozess dem Werkzeug besondere Relevanz innewohnt.
Aus den 175 in der Untersuchung identifizierten „planerischen Anwendungselementen“ wird in einem iterativen Systematisierungs- und Syntheseprozess das Grundgerüst planerischer Arbeitsweisen mit GIS als erstes Forschungsergebnis entwickelt, das hierarchisch in sechs Aufgabenfelder mit insgesamt 15 Modulen und einer Vielzahl darin enthaltener Submodule bzw. Herangehensweisen gegliedert ist und damit einen unmittelbaren Anwendungsbezug aufweist. 
Aus Untersuchung und Bewertung der spezifischen Abläufe in den Planungsbausteinen werden Anwendungsbedingungen für das Werkzeug als zweites Forschungsergebnis hergeleitet, die beschreiben, welche Mehrwerte zur Problemlösung erzeugt werden können, und welche Aufgaben und Anwendungsfallen bei der planerischen Arbeit beachtet werden müssen. Als drittes Forschungsergebnis wird aus den Bewertungen zur Relevanz im Planungsprozess eine Landkarte der Werkzeuganwendung entwickelt. Zudem werden Schlussfolgerungen zum „Wesen“ eines Planerwerkzeugs GIS, zu Anwendungshemmnissen und sich daraus ergebenden Forderungen an Systemhersteller sowie zu Konsequenzen für die Aus- und Weiterbildung von Planern gezogen.

Referent: Herr Professor Markus Neppl
Korreferent: Herr Professor Michael Koch (HCU Hamburg)

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Frau Dr. Muriel Wipfler
für ihre Dissertation: Heinrich Bürkel (1802–1869). Repräsentative Edition seiner
Korrespondenz und analytische Auswertung.

Der Genre-und Landschaftsmaler Heinrich Bürkel (1802-1869) galt schon zu Lebzeiten als einer der bekanntesten Vertreter der von ihm maßgeblich geprägten Münchner Schule. Insbesondere in den 1830er Jahren wuchs sein Renommee, als es ihm gelang, zahlreiche Bilder an Königshäuser, an berühmte Künstler bzw. durch die Kunstvereine und deren Netzwerk im ganzen deutschsprachigen Raum zu verkaufen, und später vertrieb er seine Kunst durch ganz Europa bis nach Amerika.
Der Schwerpunkt der Doktorarbeit liegt in einer quellenkritischen Edition der Autographen um und zu Heinrich Bürkel, wobei auf die Interpretation seiner Werke verzichtet wurde. Insgesamt wurden 512 historische Quellen zusammengetragen, wobei das Gros der Quellen sich in Bürkels Heimatstadt Pirmasens befindet. Außerdem wurden weitere mit Bürkel zusammenhängende Autographen aus öffentlichen Institutionen weltweit ausfindig gemacht. Diese Schriften wurden im Rahmen der Arbeit transkribiert und sind nun der Öffentlichkeit zugänglich. Hierzu gehört auch ein über 100 Seiten langes Geschäftsbuch, in welchem der Maler fast vollständig alle Verkäufe und Geldgeschäfte aufführte. Dies erlaubte eine fundierte Analyse der internationalen Tätigkeiten Bürkels als Kunsthändler und seiner Vertriebsmöglichkeiten. Neue Erkenntnisse zum Kunstmarkt der Biedermeierzeit konnten dadurch gewonnen werden, insbesondere zeigt sich der experimentelle Einsatz der Fotografie (als Vertriebsmedium). Die Briefe enthüllten weitere neue Details zum Künstler und zu seinem Leben.

Referent: Professor Norbert Schneider
Korreferent: Professor Martin Papenbrock

Die Preisträgerinnen stellen ihre Dissertationen im Anschluss an Grußworte von Dekan Prof. Dirk Hebel und dem Vorsitzenden des Promotionsausschusses der Fakultät, Prof. Andreas Wagner, in kurzen Vorträgen vor. Die Vorstellung der Preisträger*innen übernimmt der Dipl.-Ing. Arne Petersohn, Vorsitzender des Fördervereins. 

Die Preisverleihung findet im Rahmen der Veranstaltung „Forschung an der Fakultät für Architektur“ statt.

Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet von Eyal Heimann und Flora Csöke.

 

Hermann-Billing-Preis 2019

 

Anlässlich der Verleihung des Hermann-Billing-Preises 2019 für herausragende Dissertationen fand am Mittwoch, 15. Mai 2019, um 18:00 Uhr ein öffentlicher Festakt mit musikalischer Begleitung im Egon-Eiermann-Hörsaal der Fakultät für Architektur am KIT statt. Mit dem durch den „CFC Hermann-Billing-Preis e.V.“ gestifteten Preis wurden ausgezeichnet:

Frau Dr. phil. Anna Krüger 
für ihre Dissertation: Alexander Camaro (1901-1992). Das Leben und Werk.

Auch auf Künstler kam in der Nachkriegszeit eine besondere gesellschaftliche Aufgabe zu: Die nach 1945 überschaubare Menge an in Deutschland lebenden Künstler wurde an der weltanschaulichen und politischen Umerziehung des Volkes beteiligt. Bei der monographischen Untersuchung steht einer von ihnen im Mittelpunkt: der Zeichner, Maler und szenische Gestalter Alexander Camaro (1901 Breslau - 1992 Berlin). Heute nahezu in Vergessenheit geraten, zählt er zu den wichtigsten Repräsentanten dieser Zeit. Die quellenkundliche Studie liefert daher eine grundlegende kunsthistorische Einordnung. Ein umfangreiches Werkverzeichnis der Gemälde dokumentiert dabei mit über 1000 Einträgen auch verloren gegangene oder verloren geglaubte Gemälde. Der Zugang zu dem künstlerischen Nachlass ermöglichte es, anhand von Primärquellen persönliche Problemlagen und Wertigkeiten darzustellen sowie Einblicke in den Schaffensprozess zu liefern – von der Bildfindung über die Farbgebung bis zur Titelsetzung. Unter Berücksichtigung zeithistorisch aktueller Aussagen wird überdies die Rezeption des Künstlers und Werkes kritisch bewertet – auch vor dem Hintergrund der besonderen Situation der Nachkriegsjahre.
 
Referent: Apl. Prof. Dr. Martin Papenbrock
Korreferent: Prof. Dr. Oliver Jehle

Frau Dr.-Ing. Janna Hohn
für ihre Dissertation: Städtische Rückseiten - Das Bindegewebe der Stadt.

Städte befinden sich in einem ständigen Transformationsprozess. Nach dem Auffüllen der großen städtischen Brachflächen wird nun die bestehende Stadtstruktur nachverdichtet. Oft trifft diese Nachverdichtung Orte mit einer geringen baulichen Dichte und Qualität, jedoch mit großer Funktionalität für den städtischen Organismus. Es sind die letzten innerstädtischen Orte, wo lärmende und schmutzige Tätigkeiten, preiswerte Dienstleistungen in enger Verflechtung mit Quartieren und kreative Unternehmensgründungen stattfinden können. Diese funktionalen Arbeitsorte werden in einem rasanten Tempo weniger, da sie dem Druck durch höherwertigere Nutzungen nicht standhalten können. 
 Um diese Orte und ihre Nutzungen besser untersuchen zu können, wurde der Begriff der „Städtischen Rückseiten“ eingeführt. Durch die Untersuchung von Fallbeispielen in London, Hamburg und Berlin wurde deutlich, dass zur Steuerung des Verdrängungsprozesses von kostengünstigem Arbeitsraum aus der Innenstadt, die herkömmlichen Planungsinstrumente oftmals nicht ausreichen und durch alternative, nutzergetragene Strategien ergänzt werden müssen.

Referent: Professor Markus Neppl
Korreferentin: Professorin Hilde Barz-Malfatti (Bauhaus-Universität Weimar)

Die Preisträgerinnen stellen ihre Dissertationen im Anschluss an Grußworte von Dekan Prof. Dr. Georg Vrachliotis und  Baubürgermeister Daniel Fluhrer in kurzen Vorträgen vor. Die Vorstellung der Preisträgerinnen übernahm der Dipl.-Ing. Arne Petersohn, Vorsitzender des Fördervereins. Auf die Vorträge folgte ein Gespräch des Dekans mit den Preisträgerinnen.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Veranstaltung „Forschung an der Fakultät für Architektur“ statt.

 

V.l.n.r.: Daniel Fluhrer, Dr. Janna Hohn, Arne Petersohn, Dr. Anna Krüger, Dr. Georg Vrachliotis (Foto: Bernd Seeland)