Nachhaltiger Bauen

Zwei Forschungsprojekte des KIT zum klimafreundlichen und kreislauffähigen Bauen werden von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert.

Der Bau und Betrieb von Gebäuden sowie die Errichtung von Infrastrukturen sind für rund 40 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig verbrauchen Städte über 75 % der globalen Ressourcen und erzeugen etwa die Hälfte des weltweiten Abfalls. Vor diesem Hintergrund werden alternative und nachhaltige Materialien und Bauweisen immer wichtiger, um die Emissionen materialintensiver Industrien deutlich zu senken und die Kreislaufwirtschaft zu fördern.

Die KIT-Fakultät für Architektur forscht intensiv in diesem Bereich und freut sich sehr, dass zwei Projekte in den beiden kommenden Jahren im Rahmen des Forschungsprogramms „Zirkuläres Bauen: Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft“ von der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH gefördert werden.

NEWood

Ein 100 % biobasiertes, klimafreundliches und kreislauffähiges Material für die Bau- und Möbelindustrie

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) arbeitet unter der Leitung von Prof. Rebekka Volk (IIP) in enger Zusammenarbeit mit der Projektleiterin Dr. Nazanin Saeidi aus der Forschungsabteilung des Lehrstuhls für Nachhaltiges Bauen (IEB) an der Entwicklung des innovativen Materials „NEWood“. Dieses Material ist eine 100 % biobasierte und kreislauffähige Alternative für die gebräuchlichen gepressten Spanplatten mit großem Potenzial für die Bau- und Möbelindustrie. NEWood wird ausschließlich aus Holzverarbeitungsresten, landwirtschaftlichen Abfällen und Pilzmyzel hergestellt – vollkommen ohne fossile Rohstoffe. Dabei wird biogener Kohlenstoff dauerhaft gebunden, was einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Das Projekt zielt darauf ab, 1:1-Demonstratoren zu entwickeln, die die Vielseitigkeit von NEWood für Innenwandsysteme und Möbelkomponenten veranschaulichen. Diese Demonstratoren sollen den gesetzlichen Standards der Bau- und Möbelindustrie entsprechen, um eine Markteinführung des Materials zu ermöglichen. Darüber hinaus umfasst das Projekt eine Lebenszyklusanalyse, eine Kostenanalyse und eine Machbarkeitsstudie zur industriellen Produktion.
Neben dem KIT sind Partner wie die König + Neurath AG und Fiber Engineering an der Entwicklung beteiligt.
Mit seiner Fähigkeit, biogenen Kohlenstoff dauerhaft zu binden und fossile Materialien zu ersetzen, kann dieses Material die Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Möbelindustrie revolutionieren.

Materialprobe

Mehr Info:
https://nb.ieb.kit.edu


ReSidual

Robotik und KI-basierte Erschließung sekundärer Materialströme in der digitalen Vorfertigung tragender Holz-Lehm-Verbundbauteile

Das Projekt ReSidual am KIT nutzt digitale Bautechnologien, um Holz in der Bauindustrie effizienter zu verwenden. Ausschussmaterialien aus der Holzbauteilproduktion werden mit KI und robotergestützten Fertigungsmethoden zu tragfähigen Holz-Lehm-Verbundteilen verarbeitet. Die Kombination mit Lehm reduziert den Holzverbrauch zusätzlich.
In Kooperation mit der Professur für Digitalen Entwurf und Fertigung, der Professur für Holzbau und Baukonstruktion sowie dem Industriepartner GROPYIUS werden KI-gestützte Planungsprozesse, robotische Fertigungstechniken und der Materialverbund aus Holz und Lehm erforscht. Geplant ist ein Prototyp einer Restholz-Lehm-Verbunddecke im Maßstab 1:1, der statisch geprüft und bauakustisch untersucht wird.
Das Projekt zeigt das Potenzial dieser kreislauffähigen und ressourcenschonenden Bauweise auf und stellt eine nachhaltige Alternative zu Holz-Beton-Verbunddecken dar.

Mehr Info:
https://www.ddf-kit.de/

Beide Projekte vereinen Innovation und Nachhaltigkeit. Gleichzeitig leisten sie einen erheblichen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und zum Schutz des Klimas.
 

Gruppenbild
Beim Auftakttreffen des Programms bei der Baden-Württemberg Stiftung am 21. November 2024 erhielten die Teilnehmenden Einblicke in die verschiedenen geförderten Projekte. Mit dabei: Prof. Rebekka Volk und Nazanin Saeidi (NewWood) sowie Daniel Fischer (ReSidual).