Sich der Gegenwart stellen

Stéphanie Bru ist eine französische Architektin und Mitbegründerin des Architekturstudios BRUTHER mit Niederlassungen in Paris und Zürich. Gemeinsam mit Alexandre Theriot gründete sie das Studio im Jahr 2007 und gehört damit zur Generation von Architekten, die ihre Karriere zu Beginn der Rezession starteten – ein Umstand, der sich wahrscheinlich in ihrer Definition von Architektur widerspiegelt: Sie betrachten Architektur als ein Schweizer Taschenmesser – als ein Werkzeug, das in den unterschiedlichsten Situationen eingesetzt werden kann, als ein Hilfsmittel, das alle Wissensfelder miteinander versöhnt. Ihre jüngsten Projekte zeigen ein feines Gleichgewicht zwischen Strategie und Form, Strenge und Freiheit, Spezifität und Generalität, Unmittelbarkeit und Veränderlichkeit.
Ihre Arbeiten wurden unter anderem 2014 in einer Monographie mit dem Titel „Introduction“ sowie in vielen anderen internationalen Publikationen vorgestellt (2G / 2017, El Croquis / 2019, A+U / 2023). Ihre Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem dreimal mit dem Équerre d'Argent-Preis (2016, 2018 und 2020), 2018 mit dem Prix Dejean der französischen Académie d’Architecture und 2020 mit dem Schweizer Architekturpreis. 2018 waren Bruther für den renommierten Schelling-Preis für Architektur der Karlsruher Schelling-Architekturstiftung nominiert.
Stéphanie Bru war Dozentin an verschiedenen Architekturhochschulen weltweit, unter anderem als außerordentliche Professorin für Architektur und Design. 2022 unterrichtete sie an der Harvard Graduate School of Design. Zwischen 2021 und 2025 war sie Professorin an der Universität der Künste (UdK) in Berlin und Dozentin an der USI Academy of Architecture in Mendrisio, Schweiz.
Ihr Lehrkonzept basiert auf dem Verständnis der Zeitgenossenschaft – ihrer Widersprüche, Instabilitäten und zunehmenden Exzesse. In einer Ära wachsender Unsicherheit, die von trügerischem Komfort überdeckt wird, fordert sie ihre Studierenden dazu auf, sich kritisch mit den politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Kräften auseinanderzusetzen, die die Architektur heute prägen. Ihr Ansatz nimmt Widersprüche bewusst an, insbesondere die Spannung zwischen Ökonomie und Exzess, und ermutigt Studierende, als „Schwämme“ diese Dynamiken aufzunehmen und zu interpretieren. Indem sie sich innerhalb konzeptioneller Gegensätze positionieren, lernen sie, auf die Komplexität der Gegenwart sinnvoll zu reagieren.
Publikationen (Auswahl)
2022 Specimen, BRUTHER, ETH, Paris
2022 Shelf, BRUTHER, Paris, Walther König
2022 Monographie “A+U” N°619
2020 DIXIT – Hyperconfort, Edition Cosa Mentale
2018 Monographie Bruther (2012-2018) “Bruther’s manchinism”, El croquis N°197
2017 2G n°76 (Monographie BRUTHER), Koenig Books
2017 Saint-Blaise, BRUTHER, Paris
2015 PLOT n°27, BRUTHER (pp.35-71), Plot
2014 Introduction, BRUTHER, Paris
Projekte (Auswahl)
2013-15 Kultur- und Sportzentrum Saint-Blaise, Paris (FR)
2013-15 Forschungszentrum New Generation, Caen (FR)
2009-17 25 Wohneinheiten, Paris (FR)
2013-17 Wohnheim für Forscher, Paris (FR)
2015-18 Renovierung eines Hochhauses, Paris (FR)
2016-19 Studentenwohnheim und reversibler Parkhaus, Palaiseau (FR)
2017-25 Frame Media House, Brüssel (BE)
2023-25 Huaqiao-Umspannwerk, Nanjing (CN)
2022-26 Universitätsgebäude und zentraler Platz, Universidad Torcuato Di Tella, Buenos Aires (AR)
2018-26 Verlegung, Renovierung und Erweiterung des Nationalen Zentrums für Plastische Künste, Pantin (FR)
2022-26 Biosourced, kohlenstoffarmes Sozialwohnungsgebäude, Paris (FR)
2021-27 Wohnbauentwicklung, Zug (CH)
2022-28 Nauentor-Komplex, Basel (CH)
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