Konferenz des Karlsruher Instituts für Technologie und der Technischen Universität Darmstadt
27. und 28. April 2018
am Institut Kunst- und Baugeschichte, Karlsruher Institut für Technologie
‚Gesamtkunstwerk Weltausstellung‘. Revisioning World’s Fairs
Die 1851 in London erstmals ausgerichtete „Great Exhibition of all Nations“ synthetisierte nicht nur ‚die Welt‘, sondern als „Gesamtkunstwerk“ auch Künste, Kunsthandwerk, Architektur und Technik. Die Weltausstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts generierten durch die enzyklopädisch-didaktische Akkumulation von Dingen und Objekten ein vermeintlich einheitliches Wissen von der Welt. Gerade weil sich das Medium der Weltausstellung seit ihren Anfängen zwischen Industrie, Technologie, Kultur, Kunst und Wissenschaft verankert findet, gilt es, das spezifische Verhältnis von Technik und Kunst zu hinterfragen, das im Begriff der techné fassbar gemacht werden kann. Technische Neuerungen werden auf den Weltausstellungen nicht nur ausgestellt und in aneignender Form zur Profilierung als fortschrittliche Nation genutzt, sondern gezielt eingesetzt, sei es zur partizipatorischen Einbindung der Zuschauerinnen und Zuschauer, oder zur touristisch ausgerichteten Erreichbarkeit der Ausstellungsflächen. Mit der Eisenbahn en miniature, die Gäste 1911 in London-Sydenham transportierte, oder dem trottoir roulant, dem „rollenden Fußweg“ in Paris 1900, konnte die Welt en miniature für die Besucher und Besucherinnen verbunden und als Ganzes erfahrbar gemacht werden. Die Objekte wurden dabei als Massenspektakel inszeniert und zu Bedeutungsträgern einer als kohärent vor- und ausgestellten Narration von technischem Fortschritt, kolonialer Expansion und künstlerischen Neuerfindungen.
Während die historischen Weltausstellungen Publikumsmagneten waren und überdies weltweit beachtet wurden, büßte das Konzept der Welt-als-Schau im post-industriell geprägten 20. Jahrhundert seine einstige Bedeutung ein. Unter veränderten Vorzeichen wird an den (kolonialen) Fortschrittsgedanken der historischen Weltausstellungen angeknüpft. Seit dem Beginn des neuen Jahrtausends erweitert sich die Geographie der Austragungsorte der „Expo“; so reist sie auch nach China, Südkorea, Japan, Dubai oder Kasachstan.
Die Tagung soll einen Bogen spannen von den historischen zu aktuellen Weltausstellungen und diese auf ihre jeweiligen Implikationen, Konstruktionen, Repräsentationen und die Rolle der Objekte befragen sowie den universalen Anspruch von Weltausstellungen, der auch im Gedanken des Gesamtkunstwerks zum Ausdruck kommt, kritisch beleuchten. Die Reflexion des Verhältnisses von Künsten, Kunsthandwerk, Architektur und Technik vor dieser Folie bildet ein Desiderat, das im Rahmen der Tagung unter Berücksichtigung der genannten Schwerpunkte aufgearbeitet werden soll.
Organisation der Tagung
Dr. Buket Altinoba, Prof. Dr. Oliver Jehle,
Prof. Dr. Alexandra Karentzos und Dr. Miriam Oesterreich.
Sponsoren
Fachbereich III Humanwissenschaften TU Darmstadt
KIT-Fakultät für Architektur
Freundeskreis des Instituts für Kunstgeschichte am KIT e. V.
Ulmer Verein – Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften
Programm
Freitag, 27.04.2018
15:00 – 15:30
Begrüßung & Einführung
Oliver Jehle (Karlsruher Institut für Technologie KIT), Buket Altinoba (Karlsruher Institut für Technologie KIT), Alexandra Karentzos (Technische Universität Darmstadt), Miriam Oesterreich (Technische Universität Darmstadt)
Sektion I: Gesamtkunstwerk: Assemblage der Dinge
15:30 – 15:45
Einleitung in die Sektion
15:45 – 16:30
Stefanie Patruno (Darmstadt Mathildenhöhe)
„Raumkunst – Made in Darmstadt“. Die Darmstädter Künstlerkolonie auf internationalen Ausstellungen
16:30 – 17:15
Anna Frasca-Rath (Universität Wien)
Vom Denken in Schulen. Skulptur bei den Londoner Weltausstellungen von 1851 und 1862
17:15 – 18:00
Elke Krasny (Akademie der Bildenden Künste Wien)
Verborgene Arbeit. Die Wiener Weltausstellung und die „Frauenarbeit”
18:00 – 19:00 Kaffeepause
19:00 Keynote
Beat Wyss (Berlin)
Plus Ultra: Die Weltausstellung. Eine eurozentrische Bilanz
20:00 Abendessen
Samstag, 28.04.2018
Sektion II: Technologie und Kunst
9:30 – 10:00
Begrüßung und Einleitung in die Sektion
10:00 – 10:45
Tanja Paulitz (Technische Universität Darmstadt)
Rationalität und Fortschritt vs. schöpferische Naturbegabung. Männlichkeitskonstruktionen der Technik um 1900
10:45 – 11:15 Kaffeepause
11:15 – 12:00
Robin Rehm (Universität Regensburg)
„Babylonischer Impuls“. Gottfried Semper und die Kunstindustrie
12:00 – 12:45
Regine Prange (Universität Frankfurt)
Das Parlament der Dinge. Zur Kristallpalast-Sequenz in Alexander Kluges Film ‚Die Macht der Gefühle‘ (1984)
12:45 – 14:00 Mittagspause
Sektion III: Koloniale Verflechtungen
14:00 – 14:15
Einleitung in die Sektion
14:15 – 15:00
Melanie Ulz (Universität Osnabrück)
Kolonialismus ausstellen. Kunst, Artefakte und Warenästhetik um 1900
15:00 – 15:45
Bärbel Küster (Universität Zürich)
Visuelle Künste des afrikanischen Kontinents auf Kolonial- und Weltausstellungen, 1958–70
15:45 – 16:15 Kaffeepause
16:15 – 17:00
Alexa Färber (HafenCity Universität Hamburg)
Nationale Selbstbilder auf postkolonialen Weltausstellungen: Zur zwanghaften Freiheit der Repräsentation
17:00 – 18:00
Abschlussdiskussion
Buket Altinoba (KIT Karlsruhe), Oliver Jehle (KIT Karlsruhe), Alexandra Karentzos (TU Darmstadt), Miriam Oesterreich (TU Darmstadt)
18:00 Keynote
Sarah J. Moore (University of Arizona):
Embodying Empire: Gender and World’s Fairs at the Turn-of-the-Twentieth Century (Vortrag in englischer Sprache)
19:00 Abendessen
Information
Die Teilnahme ist kostenlos.
Um eine Anmeldung über das Online-Formular wird gebeten.
Veranstaltungsort
KIT-Fakultät für Architektur
Gebäude 20.40 / 1. OG
Englerstraße 7
76131 Karlsruhe
http://arch.kit.edu
Anfahrt
Per S-Bahn: S1, S11, S2, S5, S51, S52
Per Straßenbahn: 2, 4, 5
Haltestelle: Kronenplatz